Es war noch nicht so lange her, daß der geschichtsträchtige Gürzenich seine Jazz-Premiere erlebt hatte. Der sophistische Jazz des MJQ paßte freilich bestens zu dem historischen Boden, und wahrscheinlich erkannte das auch Bandleader John Lewis, der den Abend standesgemäß mit seiner Komposition „The Queen’s Fancy“ einleitete – dem ersten Highlight dieses Konzertes. Weitere sind naheliegender wie die Ensemble-Hits „Venice“, „Fontessa“ oder Milt Jacksons „Bluesology“ oder die Referenzen an den ehemaligen Arbeitgeber von Lewis, Jackson und Heath, Dizzy Gillespie (sehr distinguierte Versionen von „A Night In Tunisia“ und „Woody’n You“).  Zwei ganz besondere Momente im ersten Teil des Konzertes aber sind die selten zu hörende „Porgy And Bess“-Nummer „Bess, Oh Where’s My Bess“ – und eine ab sofort unverzichtbare MJQ-Bearbeitung des alten englischen Weihnachtsliedes „God Rest Ye Merry Gentlemen“! Trotz geringer klanglicher Einbußen beim Klavier kann man auch diesen WDR-Mitschnitt noch als audiophil kategorisieren: Die paar Übersteuerungen lassen sich angesichts der eingefangenen Konzertatmosphäre leicht verschmerzen! (2011)