Rezension
Inzwischen weiß man: Wenn der The Cure-Keyboarder ein Soloalbum macht, wird das mit Rock’n’Roll gleich welcher Couleur wohl eher wenig zu tun haben, mit Kammermusik dafür umso mehr. So auch hier. Eigentlich ging es um ein Filmprojekt über das Leben des japanischen Fotografen Masahisa Fukase, berühmt vor allem für seine Raben-Bilder, für das O’Donnell die Musik beisteuern sollte. Aus dem Film wurde nichts, aber das Thema faszinierte den Musiker, also komponierte er trotzdem. Melancholische, intime Musik, ursprünglich für Klavier und zwei Celli bzw. Streichquartett. Dann bat er die amerikanische Singer/Songwriterin Jennifer Pague um einen kurzen Vokalbeitrag – und war von dem Ergebnis so begeistert, daß er das Album noch einmal neu konzipierte und Pague eine größere Rolle zudachte; ihre Gesangsbeiträge sind nun wie Orientierungspunkte zwischen den Instrumentalpassagen. Bei denen im Übrigen auffällt, daß die Streicher das Klavier meist dominieren: Um Selbstdarstellung geht es O’Donnell bei seiner Musik definitiv nicht. Aber wenn man jahrelang mit einem Robert Smith zusammenarbeitet, kann man wohl selbst auch kein Egomane sein… (2020)