Rezension
Im Juli 2023 trat die 88jährige Klavierlegende in der fabelhaften Trio-Besetzung mit Flötist Cleave Guyton, jr., und Noah Jackson an Bass oder Cello im ausverkauften Londoner Barbican Theatre auf. Mitgeschnitten wurde dabei nicht nur das stellare Konzert selbst: Bevor das Publikum Einlaß fand, nahm das Trio sechs kurze Stücke im leeren Saal auf, die hier dem eigentlichen Ereignis vorangestellt sind. Darunter eine höchst berührende Version von „Barakat“ und ein sehr meditatives „Krotoa“, das man (so man die Version auf dem 1969er Album „African Sketchbook“ im Ohr hat) kaum wiedererkennt in seiner Reduziertheit. Die Anschaffung des Albums würde sich schon für diese knapp vier Minuten lohnen… Das eigentliche Konzert beginnt mit zwei Huldigungen an schon lange verstorbene Freunde: Duke Ellingtons „In A Sentimental Mood“ (mit einem phantastischen Solo von Guyton, nur von Jacksons sparsamem Bass begleitet!) und Coltranes „Giant Steps“ in einer verblüffenden Kontrabass-Solo-Version, bevor Ibrahim sein eigenes „Water From An Ancient Well“ mit einem 15minütigen, tief im Gospel wurzelnden Klaviervorspiel einleitet. Die daran anknüpfenden neun Minuten sind reine Gänsehaut und vermutlich der Höhepunkt des Konzertes – es sei allerdings vermerkt, daß die noch folgenden Titel (sei es Monks „Skippy“ oder das in diesem Zusammenhang eher unerwartete Thema aus dem „Chocolat“-Film, „Mindif“) eigentlich auch allesamt eine gesonderte Rezension verdienten… Wer an diesem Abend dabei war, darf sich fürwahr als gesegnet betrachten. Immerhin tröstlich, daß es für uns Sterbliche wenigstens diesen (klanglich hervorragenden!) Mitschnitt gibt… (2024)