Im direkten, ja doch immer wieder herangezogenen Vergleich zu Antony & The Johnsons ist Baby Dee die extrovertiertere Persönlichkeit; und selbst bei sehr kammermusikalischen Songarrangements (Dees Harfe bzw. Klavier plus wenige Streicher) ist sie näher an der Oper als Antony. Ihren sehr charakteristischen Countertenor kann sie äußerst dramatisch einsetzen (und das ohne jede hysterische Übersteigerung); man fühlt sich oft an die Vokalkunst des 17. Jahrhunderts erinnert. Der hier zu hörende Liederzyklus basiert übrigens auf einer früheren Arbeit aus dem Jahre 2004, damals aber nur in minimaler, quasi privater Auflage und begleitet von einem Gedichtband erschienen. Für die nun offizielle Album-Ausgabe hat Dee die Songs noch einmal vollständig überarbeitet und sich für die Neueinspielung u.a. Maxim Moston aus Antonys Band ins Boot geholt. Das Ergebnis ist ein gleichzeitig intimes wie strahlendes Kunstwerk, das man eigentlich nur noch widerstrebend unter „Popmusik“ einsortieren möchte. Aber unter Klassik findet’s wieder keiner. (2010)

PREIS AB 1.7.2010: € 19.50