Rezension
Zwar gibt es auch andere Bands, die mal fünf Jahre zwischen Alben verstreichen lassen, doch hier darf man schon von einem Comeback sprechen, denn die Zukunft einer der derzeit besten Country Rock-Formationen Amerikas war mehr als vage, nachdem das Alkoholproblem von Leadsänger Evan Felker nicht mehr tragbar war. Inzwischen ist er trocken, hat nicht nur seine geschiedene Ehefrau ein zweites Mal geheiratet, sondern auch die Band reaktiviert. Im Opener „Mean Old Sun“ geht er hart mit sich ins Gericht, es ist ein schonungsloser Song und einer seiner stärksten. Und es ist nicht der einzige von vergleichbarer Karatzahl auf diesem Album. Nicht alle sind von Felker, Mitbegründer R.C. Edwards schrieb das staubtrockene „Chipping Mill“, und selbst der längst auf Solopfaden wandelnde John Fullbright steuerte einen Song bei („Three More Days“). Shooter Jennings, der das Album produzierte, fand für jeden Song die individuell perfekte Mischung aus Dreck und Zucker. Am Schluß singt Felker Jerry Jeff Walkers „Won’t You Give Me One More Chance“, er wirkt fast nackt dabei. Seine Chance hat er bekommen und sie genutzt. Man hört, daß er dankbar ist dafür. (2023)