Dem Mega-Erfolg „The Joshua Tree“ war der teilweise live aufgenommene Soundtrack zum Band-Film „Rattle And Hum“ gefolgt; erfolgreich zwar (und durchaus nicht ohne Perlen), doch von der Kritik nach allen Regeln der Kunst zerpflückt. Die Band nahm sich daraufhin ihre bis dahin längste Auszeit, bevor sie drei Jahre später nach Berlin ging, um  – wieder mit Eno und Lanois – ein neues Studioalbum aufzunehmen. Mit dem die Band ein neues Kapitel aufschlug, denn eine Fortsetzung der beiden mit denselben Produzenten entstandenen Werke ist „Achtung Baby“ nicht. Von der Faszination für Americana, die den direkten Vorgänger geprägt hatte, ist erst recht nichts mehr zu spüren. Stattdessen hielt die Elektronik Einzug, und das veränderte den Sound der Band für lange Zeit. Gleich der erste Song „Zoo Station“ macht sehr deutlich, daß U2 neue Wege beschritten hatten. Und selbst die noch an frühere Tage halbwegs anknüpfenden Songs („One“ z.B.) waren von einer gänzlich anderen Stimmung geprägt: Das Bonosche Pathos weist hier nach innen. Eine Anbiederung an den Sound der Gegenwart war das neben „Joshua Tree“ künstlerisch wohl beste U2-Album gewiß nicht: Selten hat sich eine Band so souverän neu definiert. (1991/2018)