Rezension
2015 hatte die in Los Angeles lebende Songwriterin aus Virginia ein wenig beachtetes erstes Album aufgenommen, nicht schlecht zwar, aber in der Menge ähnlicher countryorientierter Singer/Songwriter-Platten auch nicht auffallend. Sie selbst war nicht glücklich damit, empfand die Produktion als zu glatt. Auch bei folgenden LPs, die sie zwar aufnahm, aber gar nicht erst veröffentlichte, wurden die Songs ihrer Ansicht nach von den Arrangements erstickt. Dann, 2019, entdeckte sie das Omnichord, einen 1981 von Suzuki vorgestellen Mini-Synthesizer als elektronisches Pendant zur Autoharp. Und die primitiven Elektro-Sounds des heute noch gebauten (und in der Vergangenheit etwa von Brian Eno, Daniel Lanois oder Cyndi Lauper verwendeten) Instrumentes waren genau das, was Neale gesucht hatte. Plötzlich begannen ihre Songs ein Eigenleben zu entwickeln, zu atmen. „Acquainted With Night“ darf man somit getrost als ihr eigentliches Debüt bezeichnen. In der schlichten, ganz bewußt gewählten Lo-Fi-Ästhetik einer heimischen Kassetten-Aufnahme entfaltet sich ein außergewöhnliches Songwriting-Talent, und wer etwa die Soloalben von Adrianne Lenker (Big Thief) liebt, sollte hier unbedingt hinhören: Gut möglich, daß man hier auf eine echte Insel-Platte stößt! (2021)