Rezension
Kein Wort gegen Cloud Nothings – für Nicht-Rock-Hörer: Die Indie-Band, in der Dylan Baldi und Jayson Gerycz eigentlich spielen. Aber was in den beiden steckt, wenn sie Jazz spielen, kann man da nicht einmal ahnen. Baldi mag die noch größere Überraschung sein, da er in der Band ja nicht Saxophon, sondern Gitarre spielt und singt (und was für ein Saxophonist er ist!), aber auch Gerycz‘ höchst phantasievolles Drumming ist Kenntnis der straighten Beats im Bandgefüge kaum zu erwarten. Auf ihrem zweiten Duo-Album lassen sie ihren Ideen und ihrer Musik spürbar mehr Raum; die Entwicklung, die das die erste Seite füllende „Hermit Thrush / Vat Of Oil“ nimmt, ist abenteuerlich. Es gibt viele geradezu meditative Passagen auf diesem Album, die beiden können aber auch jederzeit in halsbrecherischen Free Jazz-Gallopp ausbrechen. Im abschließenden „The Holy Retriever (In Transit)“ führen Baldi und Gerycz den Hörer durch einen verstörenden Fieberwahn, vielleicht auch einen Drogenentzug. Nichts für schwache Nerven. Aber großartig. (2021)