Rezension
Wer Carrie Chapman Catt war, wird man hierzulande erst einmal erklären müssen: Die engagierte Frauenrechtlerin ist für den 19. Zusatz der amerikanischen Verfassung verantwortlich, der 1920 endlich das Wahlrecht für Frauen garantierte. Sie ist die Protagonistin dieses vierten regulären Soloalbums der Bostoner Songwriterin, und wer da nun ein anstrengendes Album erwartet, hat vermutlich noch keinen Ton von Aoife O’Donovan gehört. Denn natürlich gelingt es ihr, diese Thematik in ganz wunderbare, weich fließende Folksongs zu verpacken. „Weich“ heißt dabei nicht „weichspülend“, denn „All My Friends“ ist zwar von oft geradezu berückender Schönheit, dabei aber auch von sehr intensiver Wirkung. Und es geht nicht nur um die historische Figur – es geht in einem Moment, da ein faschistoider Egomane zum zweiten Male nach der Präsidentschaft zu greifen sucht, auch um die so schlichte wie bedeutende Wahrheit, daß es sich lohnt, für seine Freiheit aufzustehen. Ein wichtiges Album, und ein sehr starkes, ganz ohne Kraftmeierei. (2024)