Rezension

Schon lange ist Joe Henry der Meister der atmosphärischen Americana, schreibt Alben von einer Tiefe, die auch in diesem an großen Songwritern ja keineswegs armen Genre rar ist. Die Krebsdiagnose, die Henry im Jahre 2019 erhielt, verlieh den Songs des noch im selben Jahr erschienenen Albums „The Gospel According To Water“ noch einmal zusätzliche Intensität. Der Kampf gegen die Krankheit scheint im Moment gewonnen, doch das Memento mori-Erlebnis ist natürlich von bleibender Wirkung. Den in schwarz-weiß, allenfalls sepiafarben gehaltenen Liedern ist ein alttestamentarischer Charakter zu eigen, anders zwar als im Spätwerk Johnny Cashs, aber doch damit verwandt. Neben der auch schon hochkarätigen Kernband mit Patrick Warren, David Piltch, Jay Bellerose und Sohn Levon begegnen wir im Verlauf des Albums Bill Frisell, Daniel Lanois, Allison Russell, den Milk Carton Kids, Madison Cunningham und Marc Ribot; doch niemand aus dieser illustren Schar fügte eine Note mehr als unbedingt notwendig zu diesen Songs hinzu, die Henry selbst als seine bislang persönlichsten beschreibt. Ein Album, dem man wohl nur mit dem Wort ergreifend einigermaßen gerecht wird; jeder weitere Beschreibungsversuch muß hilflos wirken. (2023)