Rezension
Hookers intuitives Verhältnis zu Taktzahlen und Tempi stellte seine Begleitmusiker immer wieder vor Herausforderungen. Einige seiner stärksten Aufnahmen sind daher Alleingänge. Ein besonders legendärer ist dieser auf zwei LPs dokumentierte Mitschnitt aus dem New Yorker Hunter College von 1976: Unbegleitet kann Hooker das Zwölftakt-Schema nach Gutdünken dehnen oder einfach ignorieren, und gerade die Pausen und Zusatz-Takte sind es, aus der die unglaubliche Kraft dieser Aufnahmen entsteht – die ungefähr das Gegenteil sind von Hookers späten, mit illustren Gästen nur so gestopften Erfolgs-LPs. Die daraus resultierenden Dollars seien ihm von Herzen gegönnt, aber wer nachvollziehen will, was es mit John Lee Hooker auf sich hatte, greift besser zum Frühwerk – oder eben zu vorliegendem Konzertmitschnitt (hier sind erstmals beide Teile zum Doppelalbum vereint), auf dem selbst Hook-Standards wie „Boom Boom“ oder „Boogie Chillen“ noch einmal klingen wie beim ersten Mal. Der Blues, monolithisch. (1976/2023)