Rezension
Man vergißt es immer wieder: Der Mann, der den Latin Jazz miterfand, hatte genetisch absolut nichts mit Süd- oder Mittelamerika zu tun, sondern wuchs als Kind einer eingewanderten schwedischen Schaustellerfamilie auf. Nun, seine Eignung oder sein Groovegefühl mußte er 1975 (die Aufnahmen zu "Amazonas" fanden kurz vor seinem 50. Geburtstag statt) schon lange nicht mehr unter Beweis stellen. Wir finden Tjader hier inmitten einer überwiegend eine Generation jüngeren Mannschaft aus vor allem brasilianischen Musikern vor: Bassist Luiz Alves, Drummer Robertinho Silva, Egberto Gismonti, dazu Gitarrist David Amaro und George Duke (der auch die Arrangements schrieb); Hermeto Pascoal und Raul De Souza haben Gastauftritte; Airto Moreira produzierte. Nicht erstaunlich ist, daß dieses Album den Stand des brasilianischen Jazz, Stand Mitte der 70er, hervorragend repräsentiert; erstaunlich hingegen, wie vollkommen selbstverständlich der Veteran Tjader an Vibraphon und Marimba dieselbe Sprache spricht wie all die Erneuerer der Gattung… – Erstmals seit der Originalpressung auf Vinyl, gemastert von Kevin Gray, gepreßt bei RTI! (1976/2025)