Wenn man sagt, daß es auf diesem neuen Album des Gitarristen um Standards-Interpretationen geht, führt das wohl in die falsche Richtung. Ein Blick auf die Komponisten hilft weiter: Monk, Mingus, Joe Henderson, Paul Chambers, Bill Evans – das verspricht, spannend zu werden und ist es auch. Denn Rosenwinkel, Bassist Dario Deidda und Drummer Greg Hutchinson haben eine Menge eigene Ideen, die sie so behutsam wie bestimmt einfließen lassen und den ausgewählten Stücken damit ganz neue Aspekte abgewinnen. Monks „Ugly Beauty“ hat man sicherlich noch nie so elegant fließend gehört, man wüßte zu gerne, was der streitbare Pianist zu dieser Umdeutung gesagt hätte! Mingus‘ „Self Portrait In Three Colors“ ist ein weiteres Glanzlicht – und definiert dabei seinem Titel entsprechend das Wesen eines Jazz-Trios! Zwei Eigenkompositionen, Rosenwinkels „Simple #2“ (mit knapp zehn Minuten der längste Track des Albums, doch wollte man auf keine Sekunde verzichten) und das von Deidda verfaßte Titelstück können neben den „klassischen“ Meisterwerken sehr souverän bestehen. Ein weiteres Meister-Album dieses herausragenden Musikers. (2020)