Rezension

Wenn ein sogenannter Comedian (halt! Dageblieben!) oder ein Musical-Sänger (Bitte!!!) sich anschickt, „seriöse“ Pop-Musik zu machen, wird in der Regel schnell weitergeblättert. Meistens zu Recht. Tim Minchin ist beides, ziemlich erfolgreich bekanntlich. Aber sein erstes Album für das BMG-Label ist trotzdem gut, sogar sehr gut. Seine beiden bisherigen Identitäten hat er draußen vor der Tür gelassen; daß er über beträchtliches songwriterisches Talent verfügt, konnte man auf seinen bisherigen Platten zumindest ahnen. Wortspiele und Sarkasmus kann er sich zwar nicht ganz verkneifen („Airport Piano“), aber in den meisten Songs überraschen Aufrichtigkeit und Introspektion. Mit Worten umgehen kann er ja, das klappt auch bei ernsten Themen. Vor allem aber gibt es hier jede Menge exzellenter Pop-Melodien; radiofreundlich, manchmal mit Hang zu Epik, aber alles andere als banal. Wer große Popmusik schätzt, sollte diesem Album dringend eine Chance geben. Man darf behaupten: Hätte eine nicht vorbelastete britische Newcomer-Band dieses Album aufgenommen, wäre ihr der Hype sicher… (2020)