Rezension
Nicht das erste Mal, daß sich die (u.a.) Burgtheater-Schauspielerin als Sängerin betätigt; hier allerdings erstmals auf Albumlänge – mit einem durchaus ungewöhnlichen Projekt: Shakespeares Sonette, jene Keimzelle der modernen Lyrik, hat sie gemeinsam mit Pianist Bernd Lhotzky und Mulo Francels nach allen Seiten offenem Quadro Nuovo-Ensemble vertont. Man staunt, wie selbstverständlich sich die über 400 Jahre alten Gedichte singen lassen, und wie gut sie in einen Jazz-Kontext passen. Mit Minichmayrs spröder, aber faszinierender Stimme und den gerne perkussiven Arrangements entsteht eine ungeahnte Verwandtschaft zur Klangwelt eines Kurt Weill. Ein ganz anderer Ansatz als auf Rufus Wainwrights 2016er Album „Take All My Loves“ – dessen Feststellung, daß Shakespeares Liebesgedichte geradezu schmerzhaft aktuell seien, Minichmayr aber ganz offensichtlich teilt. Hochspannend! (2021)