Rezension
Es ist ja kein Wunder, wenn dies mit die intensivste Musik ist, die man von dem israelischen Trompeter bislang gehört hat (und das will etwas heißen). Als er gerade mit der Arbeit an seinem neuen Album beginnen wollte, überrumpelten ihn die Ereignisse vom 7. Oktober 2023. Der Anschlag und der folgende Krieg machten ihn buchstäblich sprachlos, er konnte die Trompete nicht anrühren. Es war sein Freund und Stammpianist Jonathan Avishai, der ihn davon überzeugte, gerade jetzt nicht zu schweigen. Dies ist die Vorgeschichte der „Ashes To Gold“-Suite (in der Cohen sein Instrument gelegentlich auch gegen die Flöte tauscht), ein packendes, sehr bewegendes Werk, in dem viel Trauer hörbar ist, aber auch die Hoffnung auf eine Zukunft: Der Titel ist inspiriert von der japanischen Kintsugi-Kunst, bei der durch einen Sturz zersplitterte Keramikgegenstände mit einem nach der Reparatur gut sichtbaren Goldlack geklebt werden und aus Scherben etwas Neues und Schönes entsteht. Man sollte meinen, daß man nach dem fünften und letzten Satz nichts mehr hören kann – doch Cohen und sein Quartett (neben Pianist Avishai Bassist Barak Mori und Drummer Ziv Ravitz) lassen noch zwei Titel folgen, die den Hoffnungsansatz betonen sollen: Die live schon oft gespielte Bearbeitung des Mittelsatzes aus Ravels G-Dur-Konzert – und ein ganz schlichtes, von Cohens Tochter Amalia geschriebenes Stück, mit dem das Album einen zarten, zerbrechlichen Abschluß findet. (2024)