Rezension
Es ist nie befriedigend geklärt worden, warum die 1955 in die USA übergesiedelte, hochtalentierte deutsche Pianistin sich zwei Jahre später dann vollständig aus der Musikszene zurückzog und sich als Näherin verdingte; am wahrscheinlichsten ist, daß ihr extremes Lampenfieber dafür verantwortlich war. Der auf zwei Alben verteilte Mitschnitt aus dem Hickory House war ihre erste Aufnahme in der neuen Heimat, zudem ihre einzige im Trio (mit Bassist Peter Ind und Drummer Ed Thigpen), bei der der Fokus wirklich ganz und gar auf ihrem Klavierspiel liegt. Sie zeigt sich hier als bemerkenswerte Stilistin, die sich keiner der damals gängigen Schulen wirklich verpflichtet fühlt. Man hört Cool-Anklänge, aber sie greift oft auch dem Soul Jazz voraus, ihr Anschlag ist weich, beinahe zärtlich, ihr Swing-Gefühl dabei aber unfehlbar. Die auf diesem ersten Teil zu hörenden Versionen von Standards wie “Dear Old Stockholm”, “I’ll Remember April”, “Ain’t Misbehavin'”, “These Foolish Things” und sogar dem 20er Jahre-Schlager “Jeepers Creepers” zeigen durchweg eine Künstlerin allerersten Ranges. Es folgte nur noch ein einziges Album (mit Zoot Sims), dann verstummte sie für immer. (1956/2024)