Rezension
Natürlich konnte man das damals nicht direkt veröffentlichen; das Carnegie Hall-Set, ebenfalls ein für die damalige Zeit unerhörtes 4 LP-Monster, war ja ganz frisch (zum Zeitpunkt dieses Konzertes noch nicht auf dem Markt, aber vermutlich schon im Preßwerk). Und später paßte es eben nicht mehr zu dem, wofür die Band dann stand. So blieb dieses fabelhafte Konzertdokument also über ein halbes Jahrhundert im Archiv, nur „Goodbye“ tauchte auf der „VI Decades Live“-Compilation auf. Die Band hatte sich in dem halben Jahr seit den Carnegie Hall-Shows bereits wieder weiterentwickelt, man spürt es mehr, als daß man es hört – freilich kommen auch ein paar Songs des kommenden Albums „Chicago V“ vor, auf dem der Weg der Band zum Pop zwar noch lange nicht vollzogen, wohl aber eingeleitet wurde. Wobei sich „Dialogue“ (bislang gab es nur einen Teil) und „Saturday Night In The Park“ noch sehr gut in das Repertoire der ersten drei Alben integrieren. Immer wieder staunen darf man über das extrem dichte Zusammenspiel der vielköpfigen Formation. Und wie souverän sie ihre komplexen Arrangements auf die Bühne bringen! Absolut grandios etwa in „Mother“, was aber bei weitem nicht der einzige stellare Moment ist. Zu diesem Zeitpunkt war das fraglos eine der besten Bands des Planeten, und auf der Bühne ein überwältigendes Ereignis! (2024)