Rezension
Für das Budget-Label Naxos war es ein echter Image-Boost, als die türkische Klavierlegende (damals schon!) anno 1989 daselbst unterschrieb. Daß die vielen exzellenten Aufnahmen seither allesamt nur auf CD erschienen, änderte sich leider auch nicht, als Biret Anfang der 2000er ihr eigenes Label gründete (weiterhin von Naxos vertrieben). Dies ist mithin die erste Vinylveröffentlichung dieser fabelhaften, heute 83jährigen Pianistin seit vielen Jahrzehnten und für viele analog orientierte Klassikhörer die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches. Sie ist zur Gänze Birets Bach-Aufnahmen gewidmet, die berühmt sind für ihre Klarheit und Präzision, aber auch ihren Tiefgang. Biret wählt einen besonderen Weg der Bach-Interpretation: Sie spielt zwar auf einem modernen Klavier, verzichtet aber vollständig auf das Bach nicht zur Verfügung stehende Pedal – mit erstaunlichem Effekt. Bachs Musik war übrigens mit die erste, die das vierjährige Wunderkind (für das das türkische Parlament einst ein Sondergesetz verabschiedete, um ihm das Studium in Frankreich zu ermöglichen) spielte, ihre Faszination für dessen Werk ließ niemals nach. Sie umfaßt auch die verschiedenen Transkriptionen, hier exemplarisch durch Bearbeitungen von Franz Liszt, Johannes Brahms und Wilhelm Kempff belegt, die neben exemplarischen Aufnahmen der Chromatischen Fantasie & Fuge, der Partita Nr. 1, der dritten Englischen und der fünften Französischen Suite sowie des Italienischen Konzertes, die für dieses Doppelalbum ausgewählt wurden. Dessen Gesamtauflage beträgt übrigens gerade 500 Stück – in Kürze also wohl ein teures Sammlerstück… (2025)