Rezension
Es scheint kaum möglich, Amy Winehouses zweites Album unabhängig von ihrer skandalträchtigen Persönlichkeit zu betrachten: Für die Presse ist sie mindestens so wertvoll wie Pete Doherty, und der größte Hit der Platte, „Rehab“, verhandelt auch noch ihre Weigerung, ihr massives Alkoholproblem therapeutisch behandeln zu lassen. Wir wollen uns dennoch nur der musikalischen Seite von „Back To Black“ widmen, denn die Platte ist allemal stark genug dazu. Es gibt derzeit nämlich keine Sängerin, die derart souverän die Brücke schlägt zwischen großer Jazz- und Soul-Tradition von Billie Holiday über Sarah Vaughan bis Aretha Franklin (und dabei das Girl Group-Kapitel mit den Ronettes und den Shangri-Las auch noch im Vorbeigehen mitnimmt) und aktuellen R’n’B- und Hip Hop-Tendenzen. „Back To Black“ spiegelt all das wider, und fast jeder Song ist als Single-Auskopplung geeignet. Amy Winehouse ist nicht nur eine sagenhafte Sängerin, sondern offenbar auch eine begnadete Songwriterin, bei der die Jazzplatten-Sammlung ihrer Eltern auf sehr fruchtbaren Boden gefallen ist. Man kann – und sollte – das sehr gut hören, ohne an ihre Rolle in der Klatschpresse auch nur einen Gedanken zu verschwenden… (2007)