Rezension
Schon das Zusammenspiel aus Albumtitel und Artwork (Röntgenaufnahme des Beckens der Künstlerin mit Spirale) ist, nun, ein Hammer. Der erste Song heißt auch so, programmatisch. Nach dem vergleichweise ruralen, hippiesken Vorgänger "Solar Power" positioniert die nun 29jährige Lorde sich abermals neu. "Virgin" ist ihr persönlichstes Album, ihre Selbstanalysen sind schonungslos, ehrlich und detailliert "bis an die Ekelgrenze", wie sie selbst sagt. Es ist auch ein Album der Selbstermächtigung. Lorde schaut auf ihr Ich von vor zwölf Jahren zurück, als ihre Karriere abhob und sie ein 17jähriger Weltstar wurde, und sie holt sich ihr Leben, ihre Identität zurück. Über reine Selbstbespiegelung gehen die gemeinsam mit Produzent Jim-E Stack geschaffenen Songs aber weit hinaus, mit Selbstmitleid haben sie schon gar nichts zu tun. Man kann aber von einem "Porträt der Künstlerin als erwachsene Frau" sprechen. Einem Bild von ziemlich beeindruckender Strahlkraft, das seine Wirkung auf den Betrachter nicht verfehlt. Und definitiv einer der intensivsten Popmusik-Momente der Dekade. (2025)