Rezension
Man muß schon zu den goldenen Zeiten des Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner zurückgehen, wenn man die Frage beantworten will, wann Respighi auf Tonträger zuletzt so geklungen hat. Wobei vorliegende Einspielung nicht nur in bezug auf Klangqualität der legendären Konkurrenz sehr souverän begegnet (etwa mit Crescendi, wie man sie selten erlebt: Die Musik wird nicht einfach lauter, der ganze Raum scheint sich zusehends mit Klang zu füllen!) – Oues Respighi-Interpretationen sind auch in musikalischer Hinsicht absolut wettbewerbsfähig, ähnlich durchdacht gestaltete und exakt ausgeführte „Pinien“ liegen denn doch nicht auf der Straße. Und im Falle der Ballettmusik zu „Belkis, Königin von Saba“ gibt es ohnedies nicht übermäßig viele Vergleichsmöglichkeiten; diese hier ist im übrigen die vermutlich erste überhaupt in der ursprünglich intendierten Satz-Reihenfolge und enthält sogar das (textlose) Tenorsolo im abschließenden „Orgiastic Dance“ – hervorragend ausgeführt von Chad Shelton –, womit man guten Gewissens von einer Referenzaufnahme sprechen kann! Das 1931 abgeschlossene Spätwerk ist fraglos eines der farbenreichsten des Komponisten, das sich (vielleicht aufgrund der gehäuften Exotismen) nie im Konzertrepertoire durchsetzen konnte – insofern darf man dieses Album nicht nur als audiophiles Spektakel sehen (das es natürlich auch ist), sondern obendrein als echte Repertoire-Bereicherung! (2001/2013)