Am Anfang dieses Albums wird Jarvis Cocker zu Leonard Cohen: Die Stimme ein tiefer Bariton, die Melodie reduziert, das Arrangement karg und elektronisch. „Save The Whale“ wäre auf „Ten New Songs“ kein Fremdkörper. Mit dem nächsten Song aber schlägt er die Brücke zu seinem eigenen Hauptwerk mit Pulp in den 90ern: Das überwältigende „Must I Evolve“ hätte eventuell auch ein Höhepunkt auf „This Is Hardcore“ sein können. Doch geht es hier nicht um Nostalgie, gewiß nicht. Mit Jarv Is… hat Cocker ein neues Kapitel aufgeschlagen. Vor allem handelt es sich um eine Band, kein Solo-Ding, die Songs entstanden im Kollektiv. Und sie sind phantastisch, durchweg; vereinen scheinbar mühelos Tiefgang und Tanzbarkeit, sind nachdenklich und mitreißend zugleich. Tiefe, wobbelige Bässe und flirrende Keyboards prägen den Sound, das Stroboskoplicht ist fühlbar in diesen Songs, gleichzeitig ist Cocker textlich in Hochform und reimt „disrobing ya“ auf „claustrophobia“. Machen wir’s kurz: „Beyond The Pale“ ist eines der großartigsten Pop-Alben des Jahres. Get your copy now. (2020)