Rezension
Auf ihrem zweiten ACT-Album verzichtet die junge Saxophonistin auf eine Band: „Big Visit“ ist ein reines Duett-Album mit Pianist Gwilym Simcock. Was schon eine bemerkenswerte Partnerschaft ist, denn der Pianist und Komponist ist doppelt so alt wie sie und zählt schon lange zu den bedeutendsten Musikern Britanniens, im Jazz ebenso wie in der zeitgenössischen klassischen Musik; man sieht, welchen Ruf sich Rawicz in den nur zwei Jahren seit ihrem selbstverlegten Debüt erspielt hat. Nach ein paar Testauftritten war schnell deutlich geworden, daß hier generationsübergreifend eine gemeinsame Sprache gesprochen wurde. Der Ideenfluß ist denn auch kaum weniger gewaltig als auf dem immerhin in Quintettbesetzung aufgenommenen Vorgänger, doch anfängliche Schwindelgefühle weichen schnell absoluter Faszination – und Konzentration, denn man möchte kein Detail dieser musikalischen Symbiose verpassen. Man wird vermutlich dennoch immer wieder neue entdecken, wie oft man das Album auch hören wird. (2025)