Rezension
Folk-Puristen werden die Nase rümpfen ob des noch einmal verstärkten Einsatzes elektronischer Mittel auf dem sechsten Soloalbum des Songwriters aus Tulsa, Oklahoma (eingeschlagen hatte er diesen Weg ja schon auf dem Vorgänger „Album 5“). Wer allerdings mit offenen Ohren zuhört, wird feststellen, wie songdienlich Moreland mit Mellotron, Sampler und Sequencer umgeht. Kaum jemand singt derzeit wie er über Einsamkeit, Isolation, Enttäuschungen, Desillusionierung, menschliche Eitelkeiten und zivilisatorische Irrwege, und die unterkühlten Arrangements (auf denen Morelands Akustikgitarre natürlich nach wie vor die zentrale Rolle spielt) unterstreichen diese Inhalte perfekt. Der Sänger klingt dabei weder bitter noch zynisch, nicht einmal lakonisch, aber auch nicht wirklich emotional. Dennoch zieht sein Vortrag einem regelmäßig den Boden unter den Füßen weg. Zeitgenössische und zeitgemäße Americana auf höchstem songwriterischen Niveau. (2022)