Klasse statt Masse – das gilt für die wenigsten Diskographien in dem Maße wie für die des Michael Eugene Archer, besser bekannt als D’Angelo. Sein Debüt „Brown Sugar“ etablierte den damals 21jährigen 1995 vom Fleck weg als genialischen Soul-Erneuerer, es folgte ein brillanter Live-Mitschnitt aus dem Londoner Jazz Cafe. Dann, anno 2000: „Voodoo“. Das Album war nichts weniger als eine Genre-Neudefinition, die Meßlatte hing damit beinahe absurd hoch. Die folgenden 14 Jahre ließ sich der Sänger nur hin und wieder als Gast auf den Platten von Kollegen blicken. Bis im Dezember 2014 dann endlich das dritte Studio-Album veröffentlicht wurde – abermals ein Geniestreich, für den man schon auf Alben vom Kaliber „What’s Going On“ zurückgreifen muß, um vergleichbar Bedeutendes zu finden. Den Soul-Begriff muß man dafür weiter denn je fassen, denn auch, wenn D’Angelo sich auf Traditionen beruft, die Gospel-Wurzeln in seiner Musik ebenso nachweisbar sind wie Motown, der harte Funk eines Sly Stone oder die schwarze Psychedelia eines Prince: Der Mann hat die letzten anderthalb Jahrzehnte nicht geschlafen, sondern genau zugehört, was auf der Szene passierte, hat Einflüsse aufgesogen und weiterverarbeitet. Was dabei herauskam, ist eigentlich nicht beschreibbar. Aber man sollte es unbedingt hören… (das Vinyl scheint nun endlich problemlos lieferbar zu sein!) (2014)