Rezension
Daß er – ebenso wie Kollege Pharoah Sanders – einiges von der Kunst der Ballade verstand, hatte der Free Jazz-Pionier in den vergangenen Jahren bereits unter Beweis gestellt, u.a. für das Timeless-Label. Sein Einstieg bei Venus untermauerte dies. Wobei man sich nie zu sehr in Sicherheit wiegen sollte: Schon beim Opener „Little Girl Blue“ dauert es nicht lange bis zum ersten „Shepp-Tone“, von denen es etliche gibt. Diese Balladen haben Reibflächen und Widerhaken. Daß sie dennoch romantisch und hochemotional sind, ist kein Widerspruch – sondern eben genau das, was dieses Album und die folgenden von Shepps Beiträgen zum Venus-Katalog so überragend sein läßt. Sozusagen als Bonus kann man Shepp hier auch als grandiosen Sänger erleben: Seine Performance in „More Than You Know“ legt nahe, daß er auch als Soul-Shouter hätte Karriere machen können! – Erstmals vollständig auf Vinyl! (1995/2024)