Rezension
Ihr erstes Album für das Traditionslabel Blue Note bedeutete einen Wendepunkt in der Karriere der Sängerin: Nichts mehr von Funk und Fusion, vor allem aber keine Synthesizer mehr. Wer den Karrieretiefpunkt „Dance To The Drums Again“ (1992) noch im Ohr hatte, dürfte angesichts des so einfühlsamen wie differenzierten Openers „You Don’t Know What Love Is“ seinen Ohren kaum getraut haben. Doch enthält „Blue Light…“ nicht nur Jazz-Standards in stellaren Versionen, Wilson überführte auch Blues-Klassiker von Robert Johnson in ihr eigenes Idiom, ebenso Songs von Van Morrison und Joni Mitchell. Mit dem Titelsong und dem an Tom Waits erinnernden „Redbone“ etablierte sie sich außerdem als Songwriterin. Innerhalb der sparsamen, überwiegend akustischen Arrangements ist ihre einzigartige Stimme stets im Rampenlicht, und Wilson liefert eine einzigartige Performance – ohne je zu übertreiben. „I Can’t Stand The Rain“, in seiner Intensität durchaus mit Ann Peebles‘ legendärer Aufnahme vergleichbar (hier aber nur zu minimalistischer Bottleneck-Gitarren-Begleitung!), ist der triumphale Abschluß zu Wilsons künstlerischem Reifezeugnis. – Auch diese Neuausgabe wurde von Kevin Gray gemastert! (1993/2022)