Rezension
Die britische Presse ist bekannt dafür, für ihr erstes oder die ersten beiden Alben in den Himmel gehypte Künstler mit böser Lust am Absturz fallen zu lassen. Bei der Londoner Band um Songwriterin und Sängerin Ellie Rowsell aber wird der Jubel nur noch lauter, obwohl schon mit dem zweiten Album („Visions Of Life“, 2017) praktisch alles erreicht war, Mercury Prize inklusive. Aber man würde sich auch unglaubwürdig machen angesichts eines Albums, das die stilistische Bandbreite von bratzigem Gitarrenrock bis zum ätherischen Dream Pop einer Elizabeth Frazer besser denn je unter einen Hut bringt. Daß Rowsell mit ihrer Stimme praktisch alles machen kann, ist bereits bekannt, hier führt sie es besonders beeindruckend und dabei gänzlich ohne Prätention vor. Kratzbürstiger Sprechgesang oder betörende Sirene: Rowsell kann jederzeit von einem Extrem ins andere wechseln, mit allen möglichen Schattierungen dazwischen. Entsprechend abwechslungsreich ist ihr Songwriting, wobei sie sich diesbezüglich hier noch einmal selbst übertroffen hat: Was für ein melodischer Reichtum! Mit Unterstützung von Produzent Markus Dravs (Arcade Fire, Florence + The Machine) kreierte die Band eine feiner polierte, indes nicht verwässerte Klangästhetik. Das Ergebnis ist ein Pop-Album der „Rumours“-Liga – mit gelegentlichen schmerzhaften Schienbein-Tritten! (2021)