Rezension
Daß "Bobby's Place" ein eher seltsamer Ort ist, wird sich jeder denken, der mit dem Werk des Chicagoer Extrem-Künstlers nur ansatzweise vertraut ist. Die Weirdness fängt schon mit der Aufteilung des Albums an, das eine "Side A" und eine "Side One" hat. Welche sehr unterschiedliche Seiten des Bobby Conn präsentieren. "Side A" ist eine primär instrumentale Suite aus Synthesizern, Holzbläsern und Handtrommeln zwischen Krautrock, Pink Floyd der "Meddle"-Ära, Ambient und "Bone Machine"-Tom Waits. Wenn man das überhaupt mit irgendetwas vergleichen kann, fallen einem vielleicht The Residents ein… Etwas ganz anderes breitet sich auf "Side One" vor dem erstaunten Hörer aus: Sechs präzise gearbeitete Popsongs zwischen Tin Pan Alley-Tradition und Glam Rock, laut Conn der Soundtrack zu einer fiktiven Sitcom, in der der Protagonist in jeder Folge eine neue mehr oder weniger seltsame Firma gründet. Was bei Conn immer wieder frappiert, ist die Mühelosigkeit, mit der er sich Stile aneignet. Wäre er nicht durch und durch Anarchist, hätte er einer der größten Stars seiner Zeit werden können. Der Weg, den der heute 58jährige wählte, macht sein Publikum zwar deutlich kleiner – ist aber mit einiger Sicherheit der unterhaltsamere…! (2025)