Rezension
Wenn dieses sechste Studio-Album der Santana-Band nicht den selben Popularitätsrang hat wie seine Vorgänger, so ist dies konzeptuell begründet: „Borboletta“ ist weniger ein Song- (schon gar kein Hit-Song-) Album, sondern eines, bei dem es um Sound geht, um Atmosphäre – und natürlich um Rhythmus. Die Band spielt sagenhaft dicht zusammen, der Vergleich zu den Grateful Dead (übersetzt in einen Latin-Kontext) ist hier vielleicht gar nicht abwegig – auch hier wird die Musik zum Organismus. Carlos Santana spielt zwar selbst natürlich auch das eine oder andere überragende Solo, läßt aber seinen Mitmusikern viel Raum, allen voran Saxophonist Jules Broussard und Keyboarder Tom Costa. Wer Ohrwürmer vom Schlage „Jingo“, „Oye Como Va“ oder „Samba Pa Ti“ sucht, wird hier nicht fündig werden – aber man kann in diese vibrierende Melange aus Jazz, Rock und Latin sehr tief eintauchen. Was sich bei der ziemlich sagenhaften Klangqualität dieser Speakers Corner-Neuausgabe besonders anbietet. Laut hören! (1974/2014, Pressung aktuell)