Keith Jarrett

Bordeaux Concert

Label/AN:  ECM, ECM7240
Format:  2 LP 180g

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Rezension

Dies war das zweite der sechs Solo-Konzerte, die der Pianist im Juli 2016 in Europa gab; das erste (in Budapest) und das letzte (München) wurden bereits veröffentlicht. Der Bordeaux-Auftritt fand am 6. Juli statt, er ist ein weiteres Beispiel für das unglaubliche Improvisationstalent dieses Musikers, nicht weniger für seine Vielseitigkeit. Im ersten und mit über zwölf Minuten mit Abstand längsten der 13 Abschnitte (natürlich gibt es auch hier keine Songtitel) bedient sich Jarrett bei der frühen Moderne, man hört Anklänge an Schönberg ebenso wie an Debussy. Aus dem schlichten, scheinbar zufälligen Fallen von Tönen von oben nach unten entwickelt sich eine Struktur, bald ist der Künstler versunken in seinem aus dem Moment entstehenden Werk (man hört es an Jarretts Brummen, wenn er die Umgebung, die Konzertsituation quasi vergessen hat). So komplex wie unmittelbar ist diese Musik; man spürt die Kontemplation – aber auch die Tatsache, daß Jarrett dabei die komplette Kontrolle über die Themenstränge hat, niemals die Fäden aus der Hand gibt. Es gibt freilich auch ganz andere Momente an diesem Abend, schlichte Folksong-Schönheit ebenso wie ganz traditionellen Blues (an dem Jarrett hörbar seine Freude hat; sein Brummen grenzt da schon fast an Gesang!). Am Schluß steht eine Meditation; am Ende hört man noch, wie Jarrett den Fuß vom Pedal nimmt, dann folgt Stille. Man bleibt ergriffen sitzen. (2022)