Rezension
Wenn einem auf Kirk-Studio-LPs schon so ziemlich alles begegnen kann, so traf das auf seine Konzerte umso mehr zu. Natürlich ist es schon ohnedies eine Show, einen Typen zu erleben, der bis zu drei Blasinstrumente simultan spielt und damit auch noch mehr anstellt als drei gut ausgebildete Einzelmusiker! Aber Kirk war außerdem ein echtes Bühnentier, ein Mensch, der in einem gut gefüllten Club zu Bestform auflief, mit dem Publikum kommunizierte und einen Mordsspaß dabei hatte. „Bright Moments“, aufgenommen im legendären Keystone Corner in San Francisco im Juni 1973, transportiert das wie kein anderes Album in Kirks Diskographie, und natürlich passiert eine Menge im sehr weiten Feld zwischen New Orleans Jazz, Bop, Free, Soul und sogar Pop (Burt Bacharach!). Grenzen waren diesem Menschen fremd, ob musikalischer, technischer oder zwischenmenschlicher Natur. Und seine launigen Ansagen zwischen seinen teils wirklich unwahrscheinlichen solistischen Höhenflügen stören den Hörgenuß kein bisschen, sie sind im Gegenteil sogar wichtig – einerseits zum Atemholen, aber auch, weil man Kirk einfach gerne zuhört. Ein phantastisches Dokument; immer wieder traurig bis unglaublich ist allein die Tatsache, daß zwei Schlaganfälle dieses Energiemonster schon in naher Zukunft zerstören sollten. (1973/2016)