Rezension
Das zweite Album ist so vielfältig wie songwriterisch beeindruckend. Nach dem roh-akustischen Debüt „Half Way Home“ (2012) hat Angel Olsen (die man auch aus dem direkten Bonnie „Prince“ Billie-Umfeld kennen kann) die Gitarre nun eingestöpselt. Manche Songs (etwa das gespenstische „White Fire“) kann man zwar immer noch in die Neo-Folk-Schublade packen, wenn man das will. Bei etlichen anderen ist der Rock’n’Roll-Anteil dafür aber definitiv zu hoch: Da tritt Olsen mit voller Band-Besetzung auf und zeigt, daß ihr im Prinzip alle Möglichkeiten offenstehen. Ganz grob ließe sich für dieses Album ein stilistisches Dreieck zwischen Vashti Bunyan, Emmylou Harris und der frühen PJ Harvey abstecken. Der rohe Proberaum-Sound, den Produzent John Congleton nur minimal abgeschliffen hat, verleiht Olsens Songs zusätzliche Intensität. Die sich im letzten Song, dem nachgerade epischen „Windows“, dann noch einmal vervielfacht… (2014)