Rezension

Bei uns flog die Kanadierin bislang weit unterm Radar, und radikal ändern wird sich das auch mit ihrem bereits siebten Album wohl nicht. Obwohl Streicherarrangements von Owen Pallett (nicht zum ersten Mal!) und die Mitwirkung von Cass McCombs ja schon Grund genug für einige Aufmerksamkeit sein sollten. Wer sie bereits entdeckt hat, weiß freilich, daß Castle kein Namedropping nötig hat: Ihr Geheimtip-Status ist selbstgewählt, selten verläßt sie ihre Heimatstadt und tourt nur lokal; sie läßt ihre Alben für sich sprechen. Auch dieser neue Songzyklus entfaltet wieder erstaunliche Kraft, ganz aus sich selbst heraus. Es geht dabei um Selbstbehauptung und -befreiung, um die Loslösung von durch Religion, oberflächliche Freundschaften und Technikgläubigkeit auferlegten Zwängen, und die Art, wie Castle aus solchen Themen teils epische Dramen en miniature, teils aber auch erstaunlich sonnige Popsongs formt, beeindruckt ein ums andere Mal. Würde sie’s darauf anlegen, könnte wie vermutlich Lana Del Rey sein, mindestens. Doch der Ruhm ist für diese Ausnahmesongwriterin kein erstrebenswerter Status. (2024)