Rezension
Das titelgebende (und kürzeste) Werk hier, „Cantique de degrés“ für Chor und Orchester (uraufgeführt im Jahre 2002) ist nicht die einzige Ersteinspielung hier. Denn die Neufassung der bereits 1985 komponierten Stabat Mater hörte man hier auch erstmals auf Tonträger. Pärt nahm die Erweiterung der Besetzung (Chor statt dreier Solostimmen, Streichorchester statt eines Trios) sehr behutsam vor, so daß der intime, minimalistisch-sakrale Charakter des Werkes unangetastet blieb; tatsächlich ist es schwierig, einer Version den Vorzug zu geben. Kristjan Järvi kennt den Komponisten seit seiner Kindheit, verbindet seinen Vater Neeme und den Komponisten doch eine langjährige Freundschaft, die sich auf die Söhne Paavo und Kristjan übertrug – es gibt daher kaum kompetentere Dirigenten für dessen Werk, und tatsächlich fällt es schwer, sich eine noch idealere Interpretation vorzustellen. Auch bei der von den beiden Chorwerken eingerahmten dritten Symphonie, einem der bekanntesten Werke des Esten, gibt es nicht sehr viel gleichrangige Konkurrenz – wobei man die Aufnahmen von Vater und Bruder beide als gleichrangig sehen darf… MOV sorgte endlich für eine Vinylausgabe dieser wunderbaren Produktion, die 2010 anläßlich des 75. Geburtstages des Komponisten erschien. (2021/2021)