Nick Cave & Warren Ellis

Carnage

Label/AN:  Goliath Records, BS021LP
Format:  LP

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Rezension

Die beiden Vorgängeralben “Skeleton Tree” und “Ghosteen” hatten mit Rockmusik welcher Couleur auch immer wenig gemein, firmierten aber beide als Bad Seeds-LPs. Auf diesem nun ist die Band abwesend, mit Ausnahme von Caves engstem Kollaborateur Warren Ellis, und doch hat sich Cave hier der klassischen Songstruktur zumindest wieder angenähert. Ellis’ Arrangements, bestehend vor allem aus Elektronik, Streichern und Chören (!), machen Caves Poesie zu Hymnen, und es ist, zumindest gelegentlich, wieder ein Puls da: Vielleicht kein Rock’n’Roll, aber immerhin etwas Verwandtes. Und zumindest im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Werken, die nicht zu trennen sind vom Tod seines Sohnes, läßt Cave hier nicht nur wieder mehr Licht zu, sondern auch ganz andere Themen. Denn dies ist auch ein Album über die Zeit, in der es entstand, das Jahr, in dem jedwedes soziales Leben zum Erliegen kam. Für viele, für Cave ganz gewiß, eine Zeit der Reflexion. Es sind seltsame Songs, die dabei entstanden – manche fühlen sich an “like a raincloud that keeps circling overhead”, wie es im Titelsong heißt, manche aber auch wie der Sonnenstrahl, wenn die Wolkendecke kurzzeitig aufreißt. Ein schwer zu fassendes, kaum zu beschreibendes Album, und doch fraglos zugänglicher als die beiden erschütternden Vorgänger. Der letzte Song, “Balcony Man”, ist beinahe klassischer Cave. Aber mit (mindestens) doppeltem Boden. (2021)