Rezension
Wenn jemand Alfred Brendel, Martha Argerich und Murray Perahia zu seinen Förderern zählt, so schürt das Erwartungen. Daß er die jederzeit erfüllen kann, zeigten schon die bisherigen Veröffentlichungen des nun 30jährigen niederländischen Pianisten, ganz zu schweigen von seinen Konzertauftritten, oft auch in kammermusikalischem Kontext. Mit diesem reinen Schumann-Album (dem offenbar weitere folgen sollen) übertrifft er sich selbst. Die Werke darauf sind populär, herausragende Einspielungen gibt es zuhauf: Arrau, de Larrocha, Cortot, Uchida, Rubinstein, Argerich, Michelangeli und Katchen mögen einem spontan einfallen. Doch van Poucke behauptet sich souverän unter solch illustren Namen! Man spürt in jeder Note, wie intensiv sich der „Freidenker unter den jungen Pianisten“ (ein niederländischer Kritiker) sich mit Schumanns Text befaßt hat. Nichts in seiner Phrasierung und Tongebung ist dem Zufall überlassen, jedes noch so kleine Detail ausformuliert. Dabei wird er dem romantischen Lyriker Schumann ebenso gerecht wie dessen dunkler, dämonischer Seite. Das Wichtigste aber ist, daß er eine eigene Stimme fand, gleichermaßen individuell wie unmittelbar überzeugend, und damit noch einmal neue Aspekte auf einige der bekanntesten Klavier-Kompositionen Robert Schumanns ermöglicht. Von den musikalischen Qualitäten mal ganz abgesehen, könnte dies tatsächlich die klanglich beste Aufnahme aller drei Werke sein, die man bislang zu Ohren bekommen hat – das junge Utrechter audiophile Label des Tonmeisters Brendon Heinst bestätigt den hervorragenden Ruf seiner SACD-Veröffentlichungen nun auch auf dem Analog-Feld. Fazit: Volle Punktzahl in allen Disziplinen. (2022)