Rezension
Sein bestes Album: Mit diesen Worten begann das renommierte Online-Magazin Pitchfork seine ausführliche Rezension, und angesichts solcher Alben wie "Greetings From Michigan", "Seven Swans" oder "Illinoise" war das eine ziemlich dicke Aussage. Zumal man den gerne orchestral arbeitenden Meisterarrangeur Stevens schon lange nicht so reduziert gehört hatte. "This is not my art project, this is my life", so beschrieb Stevens selbst so lapidar wie treffend dieses Album, das seiner Mutter und seinem Stiefvater gewidmet ist – vor allem Ersterer, deren Tod im Jahre 2012 einen endgültigen Strich unter eine äußerst komplexe Beziehung zog. Carrie Stevens war eine unstete, schwierige, psychisch schwer kranke Frau, die ihre Kinder mehrfach im Stich ließ; Stabilität gab wenigstens über einige Jahre ihr zweiter Mann Lowell Brams (der heute Stevens' Label Asthmatic Kitty leitet). Es geht in diesen oft bewusst schlicht gehaltenen Songs um Enttäuschung, um Wut, Trauer, Einsamkeit, Verlust – aber auch um bedingungslose Liebe. Die ganze Palette der großen, existenziellen Dinge. Stevens verstellt nichts, gibt den Blick auf sein Innerstes vollkommen frei. "Carrie & Lowell" ist ein sehr intimes Album, und dabei sicher eines der berührendsten Songwriter-Werke seit Nick Drake. Sein bestes Album, ja. – Die Jubiläumsausgabe zum 10. Albumgeburtstag enthält ein von Stevens gestaltetes Booklet und eine zweite LP mit Demo-Aufnahmen und Alternativversionen, darunter auch eine frühe Fassung von "Mystery Of Love", das bekanntlich nicht für das Album verwendet wurde, sondern als essentieller Bestandteil des "Call Me By Your Name"-Soundtracks ein Eigenleben entwickelte…! (2015/2025)