Rezension

Dudelsäcke sind erstens Folklore und zweitens auf Albumlänge nur für Pagpipe-Fanatiker erträglich, das dürfte eine weit verbreitete Meinung sein. Die Schottin von der großen Hebrideninsel Skye ist eine Virtuosin der handlicheren Variante Smallpipes, und sie widerspicht dieser Ansicht nicht nur, sie vernichtet sie ganz und gar. Auf ihrem dritten Album hat sie den Saxophon-Freigeist Colin Stetson (u.a. Tom Waits, Arcade Fire, Bon Iver) zum kongenialen Partner, die beiden kommunizieren derart perfekt, daß es manchmal schwierig ist festzustellen, wo das eine Instrument aufhört und das andere beginnt. Wichtiger aber ist die Art, wie Chaimbeul ihr Instrument gänzlich neu verortet und eine Musik erschafft, die kaum zu verorten ist: Avantgarde Jazz, Post Rock, Neo-Klassik: Alles stimmt, und trifft es doch nicht. Man könnte es auch durchaus als Psychedelia bezeichnen. Und es ist ja nicht so, daß die urschottischen Wurzeln des Instruments keine Rolle spielen würden. Auf jeden Fall ist es hypnotisch, atemberaubend, neuartig. Und für abenteuerlustige Hörer eigentlich Pflicht. (2023)