Rezension
Wieder verstrichen ganze neun Jahre zwischen zwei Alben, aber Chris Thile hat sich doch wieder mit den Watkins-Geschwistern zusammengetan, und die alte Magie stellt sich umgehend wieder ein. Die Musik läßt sich trotz der traditionellen Instrumentierung kaum noch als Bluegrass bezeichnen, auch nicht mit einem Neo- vorangestellt; zu groß sind die Anteile von Jazz, Kammer-Pop und nicht zuletzt Kunstlied. Die Komplexität dieses Song-Zyklus‘ steht der Eingängigkeit nicht im Wege; wer mit etwa Joni Mitchells Werk der frühen bis mittleren 70er etwas anfangen kann, wird auch hier umgehend Zugang finden. Sowohl die Watkins-Geschwister wie Thile haben in der Zwischenzeit großartige Alben veröffentlicht, aber in der Kombination der Talente wachsen sie auch diesmal über sich selbst hinaus, was bei diesem musikalischen Niveau durchaus etwas heißen will. (2023)