Rezension

Schnell fällt auf, daß Barenboim und Soltani das Werk nicht als typisch romantisches Solisten-Konzert gestalten, sondern ihr Konzept eine perfekte Balance zwischen Cello- und Orchesterpart ist. Voraussetzung ist natürlich eine gewisse Zurückhaltung, die dem Werk aber keineswegs schadet – im Gegenteil, wenn die Gefühle dann doch mal freien Lauf haben (gegen Ende des Kopfsatzes etwa), so ist der Effekt überwältigend. Demgegenüber stehen Momente von hier selten gehörter, kammermusikalischer Intimität. Natürlich: Die Konkurrenz ist gigantisch (man denke nur an Barenboims frühere, legendäre Aufnahme mit Jacqueline du Pré!) – doch gelang eine charaktervolle Interpretation, die sich hinter keiner anderen verstecken muß. Geschuldet ist das nicht zuletzt auch einer auffälligen Bildhaftigkeit, die wohl damit zusammenhängt, daß die Staatskapelle ja traditionell ein Opernorchester ist… Cello-Aficionados dürfen sich zudem über die fünf Zugaben freuen, die Soltani gemeinsam mit den Cellisten des Orchesters zelebriert. – Vinylpremiere. (2020/2023)