Rezension
Es mag sein, daß die Katalanin Victoria de los Angeles eine innere Verbundenheit zur Kultur der Auvergne mit ihrer eigenen Sprache fühlte. (Ob sie das „Auvergnat“ akzentfrei meisterte, mögen Einheimische und Sprachwissenschaftler beurteilen!) Mit den „Chants d’Auvergne“ des „Nationalkomponisten“ der zentralfranzösischen Region, Joseph Canteloube, gelang ihr jedenfalls eine besondere Sternstunde innerhalb ihrer hochklassigen Diskographie, von ihrem Label EMI noch viele Jahre später in die hauseigene Reissue-Reihe „Great Recordings Of The Century“ aufgenommen. Ihre Phrasierung, ihre stimmliche Kontrolle ist absolut makellos, und doch spürt man in jeder gesungenen Note die offenbar besondere Beziehung der Sängerin zu diesen Liedern. Deren die einzigartige Landschaft der Gegend aufgreifende Farbigkeit der auf Tonträger leider wenig dokumentierte Dirigent dieser Aufnahme, der 1986 bei einem Autounfall verunglückte Jean-Pierre Jacquilat hier ebenfalls idealtypisch zu reproduzieren wußte. Kaum weniger überzeugend gelang die Aufnahme des ebenfalls selten aufgeführten Chausson-Werkes „Poème de l’amour et de la mer“: Daß dieses Ausnahmealbum vom musikalisch bekanntlich äußerst anspruchsvollen Testament-Label für eine analoge HQ-Ausgabe für würdig befunden wurde, ist absolut nachvollziehbar. Zumal die Aufnahme an sich auch die großartige Akustik der Pariser Salle Wagram hervorragend wiedergibt! (1974/ca. 2000, Pressung aktuell)