Rezension
Es geschah in den frühen 1950ern, daß ein Konsortium aus Immobilienmaklern mit der Stadtverwaltung von Los Angeles einen dubiosen Deal aushandelte, dem ein ganzes Viertel zum Opfer fiel. Ry Cooder, der bekanntlich eine Schwäche für untergegangene Welten hat, wurde durch ein Buch mit alten Fotografien des praktisch ausschließlich von mexikanischen Einwanderern bewohnten Gebiets auf dessen seltsame Geschichte aufmerksam – und beschloß, der einzigartigen dort gewachsenen und von den Bulldozern ausgelöschten Kultur ein musikalisches Denkmal zu setzen. Das hat natürlich viel mit lateinamerikanischen Stilen zu tun und erzählt seine bunten und skurrilen Geschichten über die Bewohner jener Welt auf Englisch und Spanisch. Und natürlich holte sich Cooder dafür neben der Stammband aus Mike Elizondo, Jim Keltner und Sohn Joachim dafür jede Menge großartiger Musiker, von der texanischen Akkordeon-Legende Flaco Jiménez über den Kubaner Chucho Valdés, die ortsansässigen Rudy Salas (El Chicano u.a.) und David Hidalgo bis zu schon fast mythologischen Figuren wie Don Tosti und Lalo Guerrero, für die dann ihre Aufnahmen zu diesem Album auch ihre letzten sein sollten. Die Geschichten, die in diesen 15 Songs erzählt werden, handeln auch von Aktivisten und Präsidenten, aber meistens vom ganz normalen Leben in Chavéz Ravine. Oder auch mal von UFOs. Es steckt aber immer hörbar viel Herz in ihnen. Und das Album ist als Großprojekt durchaus mit dem Buena Vista Social Club vergleichbar; vielleicht aufgrund seiner Konzeption nicht ganz so leicht goutierbar, aber musikalisch und künstlerisch sicherlich auf demselben hohen Niveau. Auf Vinyl erscheint es nun zum ersten Mal, angemessen aufwendig editiert im Klappcover mit eingeheftetem 20-Seiten-Booklet! (2005/2019)