Rezension
Eben erst hatte er mit der Atlantic-LP „My Favorite Things“ so richtig kommerziellen Erfolg gehabt – doch schon das Nachfolgewerk „Olé Coltrane“ erwies sich als deutlich schwieriger. Danach wechselte Coltrane zu dem jungen und hochambitionierten Impulse!-Label und zeigte mit „Africa/Brass“, was im aktuellen Jazz möglich war, was Kritik wie Publikum in einigen Aufruhr versetzte. Es folgte das Live-Dokument „At The Village Vanguard“ – und danach kam ein ganz schlicht „Coltrane“ überschriebenes Werk, das einige namhafte Jazz-Freaks für sein bedeutendstes überhaupt halten, vor „Blue Train“, vor „A Love Supreme“. Und man muß angesichts dieser eigentlich unmöglichen Symbiose aus Tradition und Avantgarde schon sehr gewieft argumentieren, um zu widersprechen. Bop, modaler Jazz und Free geben sich die Klinke in die Hand, und Coltranes stellares Ensemble aus McCoy Tyner, Jimmy Garrison und Elvin Jones machen da ein vollkommen konzises Album daraus, als wär’s ein Sonntagsspaziergang. Kein Wunder, daß Coltrane danach erst mal den Rückwärtsgang einlegte und mit „Ballads“ sowie den Kooperationen mit Duke Ellington und Johnny Hartmann (alles erstklassige Arbeiten selbstverständlich!) drei deutlich konventionellere Alben aufnahm, um die erhitzten Gemüter zu besänftigen…! – Die Jazz Wax-Ausgabe enthält mit „Impressions“ und „Up ‚Gainst The Wall“ zwei Bonustracks aus den Albumsessions. (1962/2024)