Rezension
Erstaunlich spät kam dieses Leader-Debüt für einen Musiker, der in den Gruppen von John Coltrane, Albert Ayler und vor allem natürlich Ornette Coleman bereits so viel für die Erneuerung des Jazz in den Jahren nach 1960 getan hatte. Mit "Complete Communion" etablierte sich der Trompeter (der die kleinere Ausgabe des Instruments, das Kornett, bevorzugte) endlich selbst als wesentliche Kraft – mit einer Band, die dem Coleman-Quartett in nichts nachstand: Bassist Henry Grimes und Drummer Edward Blackwell spielen wesentliche Rollen und sind weit mehr als bloße Impulsgeber, doch vor allem ist es ein junges Saxophon-Talent, das Cherry während eines Aufenthaltes in Rom entdeckte, das diesem Album neben jenem selbst seinen Stempel aufdrückte: Der Argentinier Gato Barbieri! Das Album besteht aus zwei seitenfüllenden, viersätzigen Suiten; beide in je einem einzigen Take aufgenommen. Oft hat man das Gefühl, einer Konversation beizuwohnen – wortlos zwar, aber man versteht den Inhalt intuitiv und folgt gebannt den Wendungen dieser außergewöhnlichen Diskussion. Vor allem im Soul Jazz-Bereich folgten zwar noch einige Perlen im Blue Note-Katalog, doch Alben wie dieses – auf denen wirklich etwas Neues geschah – wurden seltener… (1965/2025)