Der Briefroman ist eine alte literarische Form, in der Geschichte der Popmusik kommt er indes kaum bis gar nicht vor. Elvis Costellos „Juliet Letters“ mögen einem in den Sinn kommen, aber da findet keine echte Kommunikation statt, da die Empfängerin der Briefe eine fiktive Person ist. Jens Lekman und Annika Norlin ließen sich 2018 auf das Experiment ein und schrieben über das Jahr im monatlichen Wechsel je einen Song, der dann auf einer eigens eingerichteten Website veröffentlicht wurde. Daß es sich um sehr intime Songs handelt, oft an Tagebucheinträge erinnernd, wird kaum überraschen. Die zwölf kammermusikalisch arrangierten Lieder sind persönliche Alltagsbeobachtungen, private Psychogramme, wirken aber niemals als Nabelschau. Ein Album, das man vielleicht am besten alleine hören sollte, um die Vertrautheit nicht zu stören… (2020)