Rezension

Acht Jahre nach seinem letzten Album meldet sich Westernhagen zurück, und er ist ziemlich sauer. Auf die Pandemie zum einen, aber vor allem auf seine Mitmenschen. Rücksichtnahme, Empathie oder auch schlicht und einfach: Hirn vermißt der 74jährige. Er spottet, ätzt und mahnt, aber er feiert auch das Leben. Es gibt ja Songwriter, die am stärksten im Balladenfach sind; Westernhagen ist am besten, wenn er rockt. Wenn er das Tempo herausnimmt, wird es schnell prätentiös. Die Rock-Seite überwiegt hier glücklicherweise deutlich, und lustvoll werden die alten Meister zitiert, The Doors, Kinks, Gallagher (Rory natürlich) und vielen anderen kann man auf diesem Album begegnen. Bei der Beschwörung dieser Geister hilft ihm wieder Larry Campbell, der wichtigste Partner bei den Sessions in Ashbury Park, New Jersey, dessen Beiträge auf verschiedenen Saiteninstrumenten natürlich so unfehlbar wie eh und je sind. (2022)