Rezension
Sie stammen aus Australien, sehen aus wie eine kalifornische Yacht Rock-Band der 70er und leben in Berlin. Das nur nochmal zur Erinnerung, und zur Erklärung der sagenhaften Vielfalt auf diesem zweiten Album! Angelegt (auch in der CD-Version) als klassisches Doppelalbum, eine Hälfte dem Licht, die andere dem Schatten gewidmet, führen Parcels hier durch ein majestätisches Pop-Universum, in dem die Jazz Pop-Eleganz von Steely Dan, Disco, Laurel Canyon-Songwriter-Traditionen und sehr viel großer Pop (mit Streicherarrangements von Owen Pallett!!) zusammenfließen. Der „Day“-Teil für sich genommen wäre eine der größten Dance-Pop-Scheiben der Gegenwart, doch es sind die Abgründe der Nachthälfte, die dieses Album erst zum Großwerk machen. Daß das Quintett die Kunst des Harmoniegesangs auf Beach Boys-Niveau beherrscht, ist seit dem Debüt bekannt – sie sind seither eher noch besser geworden. Und die Details, die Perfektion auf der instrumentalen Seite sind nicht weniger stupend. Zumal bei allem Reichtum immer noch ausreichend Atemluft zwischen den Tönen bleibt, nicht ein Song wirkt überladen, zu keiner Sekunde. Ein Album, das einen in Ehrfurcht erstarren lassen würde – wären da nicht die (auch auf der Schattenseite) immer wieder infektiösen Grooves, die niemanden ruhig sitzen lassen. Es sollte in keiner seriösen Jahresbestenliste fehlen. (2021)