Rezension
Die beeindruckende Gästeliste ist letztlich unerheblich, denn alle Beteiligten von Lisa Mills und Tommy Sims über Eric Gales, Steve Jordan und Harmonika-Ass Billy Branch bis zu Jazz-Legende Ron Carter stellen sich hier bedingungslos in den Dienst von Bibbs Songs und ihren humanistischen Botschaften. „Dear America“ ist ein Brief an sein Heimatland, gleichzeitig Love Letter und Anklageschrift. Laut wird der 70jährige nicht dabei, das ist ja auch nicht seine Art: Er ist der sanfte Gentleman unter den Blues-Veteranen. Doch die Intensität, die er mit seinem ruhigen, oft geradezu zärtlichen Vortrag erreicht, ist immer wieder beeindruckend. „Born Of A Woman“, „Emmett’s Ghost“ oder „Different Picture“ zählen zu den deutlichsten und stärksten Songs seiner bisherigen Diskographie; doch das ganze Album ist ein unter die Haut gehender Appell gegen Gewalt und Hass. Leider werden diejenigen, die es am nötigsten hätten, mal wieder nicht zuhören. (2021)